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Predigt von Pfarrer Dietrich Schneider aus Oldenburg
in Gimmeldingen und Mußbach am 17. September 2023
15. Sonntag nach Trinitatis (17.9.2023)
von Dietrich Schneider, Pfarrer, Oldenburg
Predigt über Galater 5, 25-6,10:
Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.
Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk; und dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und nicht gegenüber einem andern. Denn ein jeder wird seine eigene Last tragen.
Wer aber unterrichtet wird im Wort, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allem Guten. Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.
Liebe Schwestern und Brüder!
Sorgt euch nicht! „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch!“ – so ruft uns der heutige Sonntag mit seinem Wochenspruch zu. Das ist sehr tröstlich; denn Sorgen kennen wir doch alle. …
Aber: Gibt es nicht genug Gründe dafür, sich zu sorgen, sich Gedanken zu machen über unsere Zukunft und über unsere Welt?
Terror, Krieg und Bürgerkrieg! ... So viel Not und Leid! ...
Ist es angesichts dessen, was in der Welt passiert, nicht leichtfertig, Menschen einzureden, sie müssten sich keine Sorgen machen, es werde schon alles gut? - So fragen ernste Menschen, die die Entwicklung unserer Welt kritisch beobachten, ihre Finger in offene Wunden legen. Ich denke, es wäre tatsächlich unverantwortlich, wenn wir den Menschen sagen würden: „Gott macht schon alles gut. Ihr könnt sicher sein, dass Euch nichts passieren wird! Gott rettet Euch aus jeder Gefahr.“ Auch der Apostel wusste nur zu gut, dass Gott nicht aus jeder Gefahr rettet, dass Christen in den Verfolgungen, die es damals im Römischen Reich gab, oftmals für ihren Glauben sterben mussten. (Sie hier in Gimmeldingen haben das mit dem Patron ihrer Kirche ja auch immer vor Augen: Laurentius ist im Römischen Reich grausam umgebracht worden, weil er sich für die Armen und Schwachen eingesetzt hat, - ja, sie als Schatz der Kirche bezeichnet hat)
Bei uns hier in Deutschland ist das heute – Gott sei Dank – nicht so. Aber vor allem in vielen muslimischen Ländern müssen Christen ständig mit Verfolgung, Benachteiligung und oft auch mit dem Tod rechnen, wenn sie sich offen zum Glauben bekennen. Wegen ihrer Glaubensäußerung dann mit dem Vorwurf der Gotteslästerung belegt und verurteilt werden. Unser Gustav-Adolf-Werk, das in diesem Jahr schon 191 Jahre alt wird, hat sich in dieser ganzen Zeit immer für kleine evangelische Kirchen in der Minderheit eingesetzt hat, sammelt auf Bitten der EKD seit ein paar Jahren immer auch für verfolgte Christen in Syrien, im Nahen Osten und Ägypten, die unsere Hilfe dringend brauchen. Denn auch wenn wir für unseren Glauben verfolgt werden, dürfen wir wissen, dass wir Gottes Kinder sind und bleiben. Die Apostel wussten das. Die Not, die wir hier erleben, kann uns nur kurze Zeit schaden im Vergleich zur ewigen Gnade, die Gott uns bei sich schenken will und wird. Letztlich dürfen wir als Christen wissen, dass Gott uns mit unserem Lebensweg in der Nachfolge Jesu zu einem Leben in seinem Reich führen wird. Und darum ermahnt der Apostel Paulus seine Gemeinden in Galatien zu einem Leben im Geiste Jesu, in seiner Nachfolge:
„Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. Brüder und Schwestern, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid. Und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk; und dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und nicht gegenüber einem andern. Denn ein jeder wird seine eigene Last tragen.
Wer aber unterrichtet wird im Wort, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allen Gütern. Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.
Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“
Die Aufforderung: „Alle eure Sorgen werft auf ihn!“, die hören wir gerne, was aber machen wir aus einer solchen Fülle von ernsten, mahnenden Worten? "Gott lässt sich nicht spotten!" - "Was der Mensch sät, wird er ernten!" - "Irret euch nicht!" - "Wer auf sein Fleisch sät, wird das Verderben ernten"...
Das hören wir sicherlich nicht so gerne.
An diesen Versen aber, je länger ich bei meiner Predigtvorbereitung über sie nachgedacht habe, ist mir jedoch etwas klargeworden, was für mich tröstlich war. Gerade in den Mahnungen steckt zugleich ein Zuspruch: "Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann..." Das ist natürlich der Wink mit dem uns allen bevorstehenden Tod! "Solange wir noch Zeit haben..." heißt: "Denkt daran: Ihr müsst sterben! Das wissen wir alle nur zu genau. Darum sagen wir oft leicht hin: „todsicher“, denn nichts ist so sicher wie der Tod. (das gilt auch schon für kleine Kinder; vom Augenblick der Geburt an ist nichts so sicher, wie die Tatsache, dass das Leben irgendwann auch wieder zu Ende sein wird.) Und dann ist es zu spät, das Leben noch zu ändern. „Dann müssen wir uns vor Gott für unser Leben verantworten!" – Das kann man als Bedrohung empfinden …
Auf der anderen Seite kann man diese Äußerung des Apostels aber auch anders verstehen, denn positiv heißt das doch:
Natürlich kommt der Tod. Das wissen wir alle. Aber jetzt haben wir noch Zeit! Uns allen sind noch Tage, Wochen, Monate oder Jahre geschenkt! Wir dürfen unsere Lebenszeit ausschöpfen, genießen und nutzen! Wir haben noch viele Möglichkeiten, uns zu verändern, anderen eine Freude zu machen, Güte auszustreuen und anderen zu helfen. Wir sind eben - Gott sei Dank! - noch nicht tot, haben Kraft, Geist und Liebe zu verschenken und zu empfangen, weil Gott uns das geschenkt hat! - So verstanden machen diese Worte Mut.
(Das wünschen wir natürlich Milian, den wir heute taufen, und seinem Bruder Maris, die ja ihr ganzes Leben noch vor sich haben, die hoffentlich fröhlich aufwachsen und viel Gutes tun können. Darum bringen wir Milian heute zur Taufe und taufen ihn im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes; - nehmen ihn damit in das Sterben und Auferstehen Jesu mit hinein)
Und die anderen "ernsten" Worte des Apostels haben genauso eine frohmachende Kehrseite " Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten!" - Das heißt doch auch: Gott nimmt mich wirklich wahr. Ich bin nicht nur ein unbedeutendes Staubkorn, sondern sein Geschöpf, dessen ganzen Lebensweg Gott im Auge hat. Ich bin ihm wichtig. Alles, was ich bin und mache, bedeutet etwas für ihn. – Und genau so verstehe ich das: "Was der Mensch sät, wird er ernten!" – Das bedeutet doch: Es ist nicht gleichgültig, wie ich mich verhalte, weil Gott sowieso schon alles festgelegt und bestimmt hat. Ich kann mit meinem Verhalten etwas ändern und bewirken in der Welt. Ich und mein Leben, wir sind wichtige Bausteine in Gottes Schöpfung. Gott traut mir etwas zu und darum erwartet er auch etwas von mir!
Deshalb macht Gott sich Sorgen um uns. Er möchte verhindern, dass wir unser Leben verfehlen, in die falsche Richtung gehen. Er möchte, dass wir dort ankommen, wohin er uns führen will. So mahnend spricht er als guter Hirte, dem jedes Schaf wichtig ist, oder als guter Vater oder liebende Mutter, die sich um ihre Kinder ängstigen:
"Irret euch nicht!" Lauft doch - um Gottes willen - nicht dorthin, wo euch Gefahr droht, wo ihr verloren geht, wo der Tod auf euch lauert! Genauso machen wir es doch auch bei unseren Kindern und bei denen, die uns wichtig und lieb sind: - "Du willst mir aber auch jeden Spaß verderben", sagt dennoch so mancher Jugendliche zu seinen Eltern, die ihm etwas verbieten, weil er noch nicht alt genug ist, ihr einschärfen, pünktlich wieder zu Hause zu sein. - Wir spüren nicht, dass es den Eltern darum geht, uns vor Unfall und Gefahr zu bewahren. (Auch Sie als Eltern werden das sicher mit Maris und Milian so erleben; - wir alle haben es vielleicht auch schon erlebt, - als Kinder oder Eltern …)
Und so verstehen wir eben nur zu oft die Mahnungen Gottes auch nicht, weil wir meinen, sie würden uns in unserer Freiheit einengen. "Du siehst immer nur das Negative, das, was ich falsch mache! Kritisiere mich doch nicht dauernd!", so beschwert sich ein anderer bei seinem Freund, der ihm sagt, was er falsch macht, womit er andere zur Weißglut bringt. Warum begreift er nicht, dass gerade diese Kritik den Freund ausmacht, seine Liebe und Fürsorge zeigt?
Soll einer, der mich gern hat, mir nur nach dem Mund reden?
Ich denke, wir alle wissen ganz genau: Diejenigen, die nicht nur alles schönreden, die uns auch mal kräftig die Meinung sagen, sich nicht scheuen, uns zu kritisieren und auf den richtigen Weg zurückzurufen, das sind unsere wahren Freunde.
So war der Apostel Paulus für die Galater da und so dürfen auch wir füreinander da sein. Da ich mich für das Gustav-Adolf-Werk einsetze, für die kleinen evangelischen Gemeinden in aller Welt, ist mir natürlich wichtig, dass wir mit dem „Gutes tun“, wie es in unserem Motto, im letzten Vers des Predigttextes, heißt, immer wieder bei unseren Schwestern und Brüdern im Glauben anfangen dürfen und uns – und allen Menschen - dabei auch deutlich die Meinung sagen können.
Mich hat es ganz besonders beeindruckt, dass uns Meletis Melitiadis, der Moderator der kleinen Evangelischen Kirche in Griechenland bei einem unserer Jahresfeste von der Flüchtlingsarbeit seiner Kirche erzählt hat. Die Evangelische Kirche in Griechenland besteht in der Hauptsache aus Menschen, die durch den letzten Griechisch-türkischen Krieg aus Kleinasien selbst nach Griechenland umgesiedelt worden sind, ihre Heimat verlassen mussten.
Sie wissen, was Flucht und Vertreibung bedeutet, wie man sich fühlt. Und sie haben bei Ihrer Arbeit für Flüchtlinge festgestellt:
Hier bei ihnen in Griechenland kümmern sich jetzt Menschen, deren Vorfahren in der Türkei mit den anderen Griechen in die orthodoxen Kirchen getrieben worden sind, die dann über ihnen angezündet wurden -, um Nachkommen von den Menschen, die ihren Vorfahren genau das angetan haben. … So ist christliche Nächstenliebe.
Und das darf man benennen und aussprechen.
Wir fangen mit dem Helfen bei unseren Glaubensgeschwistern an und die Hilfe geht weiter, weil Gott will, dass allen geholfen werde.
Wir können das so tun, weil wir auch selbst davon leben, dass uns vergeben wird. Wir alle sind nie frei davon, aus Bequemlichkeit oder Egoismus unseren Lebensweg in die falsche Richtung zu gehen.
Darum ist es wichtig, dass uns Menschen täglich neu dazu aufrufen, einander Gutes zu tun, miteinander in der Liebe Christi zu wachsen, ihm wirklich mit unserem ganzen Leben nachzufolgen:
„Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ ... Amen