Geschichte des GAW Pfalz
Während der Gustav-Adolf-Verein in Deutschlang bereits 1832 gegründet werden konnte, war er in der bayrischen Pfalz bis 1848 verboten. Erst im Zuge der Revolution im Jahre 1848 stiftete die pfälzische Generalsynode den Gustav-Adolf-Verein in der Pfalz am 24. Oktober als ein „Friedenswerk“, „um darzulegen, daß wir auch mit der ganzen übrigen evangelischen Kirche Deutschlands verbunden sind.“
Das Motto der Arbeit war ein Wort aus dem Johannesevangelium: „Daran wird Jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habet“ (Joh 13,35). Die Initiatoren waren zwei Speyerer Pfarrer. Zum einen Dekan Ludwig Ney, der auch das Diakonissenhaus in Speyer gründete und mit Wichern, Fliedner und dem Straßburger Mutterhauspfarrer Härter sehr verbunden war und damit die Brücke zur Diakonie sowie zu den eher konservativen Kräften im Lande schlug. Zum anderen Pfarrer Karl König, politisch liberal eingestellt als Mitglied des demokratischen Volksvereins, ein Freund der Deutschkatholiken und eifriger Botaniker, damit alles in allem ein Kulturprotestant, der später auch sehr aktiv beim Bau der Gedächtniskirche mitwirkte.
Zur formalen Vereinsgründung kam es am 06. August 1851 im „Gasthaus zur Post“ in Neustadt/Weinstraße. Dreißig Personen aus der ganzen Pfalz sind damals anwesend, neben den Pfarrern auch zwei Ärzte und Lehrer, ein Bürgermeister, einige Landwirte und ein Gerber. Der Speyrer Regierungsdirektor von Bettinger wird zum ersten Vorsitzenden gewählt, die erste Satzung wird angenommen. Der bayrische König legte nunmehr dem Verein „kein weiteres Hindernis mehr in den Weg“.
Im Jahre 1852 findet am 30. Juni in Kaiserslautern das erste Gustav-Adolf-Fest statt. „Unser Anfang war schwer“ klagt Pfarrer König. Es darf nicht an einem Sonntag gefeiert werden, Frauen und Jugendliche dürfen nicht Mitglied des Vereins sein, ausländische Gäste (Baden, Hessen, Rheinland) dürfen nicht das Wort nehmen. Dies sollte sich aber bald ändern. Daneben begründete aber schon das erste Fest eine große Tradition: die Stadt ist reich geschmückt und aus allen Teilen der Pfalz strömen einige tausend Gäste herbei. Ein großer Festzug zieht durch die Stadt. Die werktäglichen Gottesdienste, Festzüge, der Transport vieler Menschen mit der damals soeben gebauten Eisenbach, Befreiung der Schuljugend vom Unterricht, nächtliche Illumination, Feuerwerk, Gäste aus den benachbarten Kirchen, gutes Essen und Trinken und damit eine fröhliche Gemeinschaft – dies alles gehört von Anfang an zur Gustav-Adolf-Fest Tradition in der Pfalz. Sie helfen, das protestantische Bewusstsein in unserem Lande zu stärken.
Seitdem sind nahezu 150 Gustav-Adolf-Hauptfeste und zahllose Zweiggruppenfeste in den Kirchenbezirken in der Pfalz gefeiert worden. Sie haben Gemeinschaft gestiftet und Brücken zur Diaspora gebaut.
Vor dem ersten Weltkrieg bestimmte oft national-liberales Denken die Feste. Die sogenannten „Vollversammlungen“ zwischen den beiden Weltkriegen waren auch nicht frei von großdeutschen Ideen. Und in der Hitlerzeit engagierte sich das Werk zwar ökonomisch sogar in der Kriegszeit für Diaspora, aber „Glaube und deutsches Volkstum“, die „Heimkehr des Saarlandes“, die „Gründung der Ostmark“, die „Rückkehr des Sudetenlandes“ und somit die Expansionspolitik des „Dritten Reiches“ spiegelt sich in den Festen wider.
Erst nach der Weltkirchenkonferenz von Amsterdam 1948 entwickelt sich ökumenische Weite. Das gesamtdeutsche Gustav-Adolf-Fest in Landau 1953 erleben 15.000 Menschen, auch Gäste aus Frankreich, dem damaligen Jugoslawien und aus der Waldenserkirche Italiens: das ist die Wende: das Gustav-Adolf-Werk wird zum ökumenischen Brückenbauer. In den vergangenen Jahrzehnten entstehen lebendige Verbindungen nach West und Ost. Das Gustav-Adolf-Werk wird zum Versöhnungswerk mit Frankreich, es entstehen intensive Kontakte nach Italien und Spanien mit wechselseitigen Besuchen und theologischem Austausch: das Gustav-Adolf-Werk wird zum Mutmacher für die Kleinen, die wiederum die Arbeit der Großen befruchten. In der Zeit des Eisernen Vorhangs und der Mauer zwischen Ost und West geschieht die Arbeit in den Ostblockstaaten nach dem Motto: Liebe überwindet Grenzen. Die Minderheitenkirchen in Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Serbien, Kroatien und in den baltischen Staaten werden auf vielfache Art und Weise gefördert.
Durch den Mut Einzelner entstehen hier Brücken, die heute für alle begehbar sind.